Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (2024)

Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (1)

Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (2)

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Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (4)

Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (5)

Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (6)

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Sie zählen bisher nicht zu den eingeschworenen Cash-Fans? In diesem Fallgehören Sie zu unserer Zielgruppe und wir empfehlen Ihnen, sichneugierig und "ergebnisoffen" mit der herausragenden"American-Serie" zu befassen.

Denn das ist nicht mehr typischer Country! Das ist keine U-Musik imSinne von Unterhaltungsmusik, das ist U-Musik im Sinne von Ur-Musik oderUniversal-Musik.

Die 6 Einspielungen haben nichts mehr gemein mit den zahlreichenCash-Platten der vergangenen Jahrzehnte. Die American-Produktion istetwas völlig anderes, sie ist Cashs eigentliches Vermächtnis. Hören sieseine in den späten Aufnahmen bereits vom nahen Tode gezeichnete Stimme.Lassen Sie den Emotionen freien Lauf.

Und vergessen Sie vorerst einmal (fast) alles, was die Country-Legendezuvor eingespielt hat!

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Der Produzent Rick Rubin

Produziert wurden Cashs 6 Aufnahmen der "American"-Serie vonRick Rubin (* 1963), dem Chef des Labels "American Recordings".Ohne Rick Rubin, einem der einflussreichsten Produzenten derzeitgenössischen amerikanischen Musikszene, würde es diesesCash-Vermächtnis nicht geben.

Dabei hatte sich Rubin zuvor nicht gerade als Country-Produzenthervorgetan. Beginnend mit Hip-Hop-Platten erweiterte er nach und nachsein Spektrum und produzierte Stars wie die Beastie Boys, Red Hot ChiliPeppers, Neil Diamond, Tom Petty, Dixie Chicks, Justin Timberlake,Linkin Park, Jakob Dylan, Kid Rock, Metallica und Gossip. Man erkennt:der Mann ist stilistisch nicht festgelegt. Im Jahre 2007 und 2009erhielt er jeweils einen Grammy für den "Produzenten desJahres".

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Johnny Cash (* 26. Februar 1932; † 12. September 2003)

Rund 80 Alben hat Cash seit 1955 vorgelegt, ein schier unüberschaubaresWerk. Er hat Hits wie "Ring Of Fire", "I Walk The Line"oder "A Boy Named Sue" geschrieben. Seine vor Gefängnisinsasseneingespielten Live-Aufnahmen in Folsom und San Quentin Ende der 60erJahre haben Aufsehen erregt. Überhaupt war er zeitlebens ein unbequemer"Outlaw", dieser "Man In Black". Letztere Bezeichnungist auch Titel eines seiner berühmtesten Songs und zugleich Titel seinerAutobiographie.

Cash widmet sich in vielen seiner Songs dem Leben derUnterprivilegierten, der Ausgestoßenen, der Menschen am Rande derGesellschaft. Wie heißt es im Song "Man In Black": "Ichtrage Schwarz für die Armen und die Unterdrückten, die im Elendsviertelder Stadt leben und Hunger, aber keine Hoffnung haben, ich trage es fürden Gefangenen, der längst für sein Verbrechen gebüßt hat, aber immernoch einsitzt, weil er ein Opfer der Umstände ist".

In seinen letzten Lebensjahren war er gezeichnet von einer unheilbarenNervenkrankheit.

Verheiratet war Cash seit 1968 mit June Carter, einer Tochter vonMaybelle Carter, die mit der Carter Family in den 30er und 40er JahrenCountry-Geschichte schrieb. Bei Konzerten trat June Carter oftmals ander Seite ihres Mannes auf. Sie schrieb auch Songs für ihn und warbeispielsweise Mitautorin von "Ring Of Fire". June Carter Cashstarb im Mai 2003 im Alter von 73 Jahren. Nur 4 Monate später, imSeptember 2003 folgte ihr Johnny Cash.

Cash nahm mehr als 1.500 Songs auf. Er erhielt 15 Grammys, darunter 1999einen für sein Lebenswerk. Zudem erhielt er mehrere Auszeichnung derCountry Music Association und wurde 1980 in die Country Music Hall ofFame aufgenommen. 1992 folgte die Aufnahme in die Rock and Roll Hall ofFame und 2011 die Aufnahme in die Gospel Music Hall of Fame.

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Wie kam es überhaupt zur Auswahl der einzuspielenden Songs? Da waren zumeinen Cashs jahrzehntelange "Favorits", die er schon oftgesungen hatte oder aber schon immer singen wollte. Und da waren zumanderen Coversongs sehr verschiedener Komponisten, die Rick Rubineinbrachte. Letztere waren vom Country meist meilenweit entfernt. Manchedavon kannte Johnny Cash überhaupt nicht, hat sie sich dann aber ganz zuEigen gemacht. Eine Fähigkeit, die ihn schon immer ausgezeichnet hatte.

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Die 6 Alben der "American Recordings-Reihe":

  • 1994: Cash – American Recordings ("American I”)
  • 1996: Cash – Unchained ("American II")
  • 2000: Cash – American III: Solitary Man
  • 2002: Cash – American IV: The Man Comes Around
  • 2006: Cash – American V: A Hundred Highways
  • 2010: Cash – American VI: Ain't No Grave

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Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (7)

Johnny Cash - American Recordings ("American I")

Hier die 13 Tracks von American Recordings ("American I"):

  1. Delia's Gone (Karl Silbersdorf, Dick Toops)
  2. Let The Train Blow The Whistle (Cash)
  3. The Beast In Me (Nick Lowe)
  4. Drive On (Cash)
  5. Why Me Lord? (Kris Kristofferson)
  6. Thirteen (Glenn Danzig)
  7. Oh, Bury Me Not (Alan Lomax, John A. Lomax, Roy Rogers, Tim Spencer)
  8. Bird On A Wire (Leonard Cohen)
  9. Tennessee Stud [live] (Jimmy Driftwood)
  10. Down There By The Train (Tom Waits)
  11. Redemption (Cash)
  12. Like A Soldier (Cash)
  13. The Man Who Couldn't Cry [live] (Loudon Wainwright III)

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"American Recordings" (heute zumeist als "American I"bezeichnet) war Cashs erstes Album zusammen mit dem damals 30-jährigenProduzenten Rick Rubin. Es war ein spektakuläres Comeback nach Jahrender Stille. Niemand hatte nach Cashs Drogenexzessen und Erkrankungen anein neues Lebenszeichen der Country-Legende geglaubt. Nun aber hören wirden 62-Jährigen und seine Gitarre mit neuen Songs, aufgenommen in Cashseigener zum Studio umgebauten Blockhütte und in Rubins Wohnzimmer. Zudemwurden zwei Tracks (Nr. 9 und Nr. 13) live in Johnny Depps Club"Viper Room" auf dem Sunset Boulevard, L.A. vor einem hörbarbegeisterten Publikum mitgeschnitten. (Wie gern hätte man das ganze90-minütige Live-Konzert! Am besten noch als Film!")

Diese 13 Soloaufnahmen hinterlassen einen tiefen Eindruck.

Man nimmt Cash ab, dass er so fühlt, wie er singt. Die Reduzierung aufCashs Akustikgitarre und seine archaische (zu diesem Zeitpunkt nochvolle) Bass-Bariton-Stimme verleihen den Aufnahmen eine bewegende,nahezu überirdische Kraft. Die Oberflächlichkeit frühererInterpretationen ist vorbei. Cash singt ergreifend inspiriert,entspannt, dabei manchmal auch düster-erschütternd, immer aber zugleichmitreißend melancholisch schön. Abgesprochen war, dass die Aufnahmen die"dunkle Seite" Cashs präsentieren sollten. Das ist gelungen!

Cash präsentiert uns fünf eigene Lieder, bringt aber auch Songs von KrisKristofferson, Nick Lowe, Leonard Cohen, Tom Waits und LoudonWainwright. Er erzählt uns Geschichten, in denen es um Gewalt geht, umVerlust und Erlösung, um Vertreibung und Unterdrückung, um Freiheit,Gott, Selbstanklagen und die ewig unergründlichen Dramen menschlichenIrrens. Dabei klingen die Cover-Songs so, als wären sie von ihm selbstverfasst oder zumindest ihm auf den Leib geschrieben worden.

Die Wirkung der Musik liegt vor allem in ihrer Authentizität. Nichtswirkt aufgesetzt, nichts gekünstelt, Cash meint, was er singt und singt,was er meint. Er scheint alles selbst erlebt zu haben, und das hat erwohl auch, wie wir aus seiner Biografie wissen. Lieder über Elend,Krieg, Verlust, Glauben, eigene Schwächen und Tod. Ist man nichtvorbereitet und hat zudem noch den Cash früherer Jahre im Ohr, kann derEffekt dramatisch, ja verstörend sein.

Mit diesen und den folgenden 5 Einspielungen der American-Serie lässtsich Cash endgültig nicht mehr in eine bestimmte Kategorie einordnen, erpasst in keine Schublade. Typischer Country oder Rockabilly ist dassicher nicht mehr, etwas Gospel ist dabei, etwas Folk, etwas Blues, auchetwas Rock. Vielleicht muß man das Genre noch neu definieren, oder aberman einigt sich ganz einfach wie folgt: "Das ist der späteCash".

Nur Stimme und Gitarre, so hatte Cash auch schon für sich privatzahlreiche Songs in seinem Studio eingespielt (vgl. die Sammlung"Personal File"). Man kann annehmen, dass er diese"Besetzung" schätzte. Nur hatte vor Rick Rubin kein Produzent solch eine Reduzierung gewagt. Im deutschen Rolling Stone-Magazin heißtes zu American Recordings: "Es klingt so, als würde Gott persönlichaus dem Alten Testament vorlesen".

Diese Aussage können wir so vollinhaltlich auch (oder gerade) für diefolgenden 5 Aufnahmen der American Recordings-Serie von Johnny Cash undRick Rubin übernehmen. Denn vor allem in den nachfolgenden Produktionenklingt Cashs Stimme oftmals so brüchig, dass einem die Tränen kommenmögen. Dann aber wieder zugleich so eindringend, ja gewaltig, dass eseinem den Rücken herunterläuft und dass man eine Gänsehaut bekommt.

Bob Dylan über Johnny Cash: "He rises high above all, and he'llbe never die or be forgotten, even by persons not born yet - especiallythose persons - and that is forever."

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Die Texte und Themen auf "American Recordings" = "AmericanI"

Es ist der thematische Zusammenhang, der das Album wie aus einem Gußerscheinen läßt und der es mit seinen tiefsinnigen, oft düsteren undselten auch einmal spöttischen Texten weit über die Country-Musikfrüherer Jahre heraushebt.

Unsere Anspieltipps sind "Let the Train Blow theWhistle", "Redemption" und "Like a Soldier".

Gleich der erste Song geht unter die Haut: Die Ballade"Delia's Gone" handelt von einem Mörder, der nach derErschießung seiner ambivalent geliebt/gehassten Delia mitSchuldgefühlen zu kämpfen hat und schließlich noch im Gefängnis vonihrem Geist verfolgt wird. Dieser bereits 1962 auf "The Sound ofJohnny Cash" veröffentlichte Song wurde für "AmercanRecordings" von Cash mit neuem Text versehen und klingt jetzt nochschwärzer, noch bitterböser. Der Track hat nicht zuletzt auch durchAnton Corbijns Videoclip mit Kate Moss für Aufsehen gesorgt.

Für mich ist dieser Track aber keine "Mörderballade", sonderneine Reflexion über Schuld und Sühne. Kommt es denn nicht wirklich oftvor, dass wir gerade das, was wir lieben, vernichten? Wenn wir den Textnicht allzu wörtlich übersetzen, steht Delia in diesem Zusammenhang fürviele mögliche Dinge und Begebenheiten.

Cashs`s Eigenkomposition "Let The Train Blow The Whistle"beschäftigen sich mit dem Wunsch nach Freiheit durch Abschiednehmen undLoslassen. Der die Station verlassende Zug symbolisiert das perfekt. Mitder gleichen Thematik beschäftigt sich der Song "Down There ByThe Train", einer von Cash eindriglich vorgetragenen TomWaits-Komposition. Dieser Zug nimmt selbst die Sünder auf:

"If you`ve lost all your hope, if you`ve lost all your faith
I know you can be cared for and I know you can be safe
And all the shamefuls and all of the whor*s
And even the soldier who pierced the side of the Lord
Is down there by the train".

"Redemption" hört sich düster an, befasst sich aber mitnichts Geringerem als der Erlösung durch das Blut des Gekreuzigten undweist dem tiefgläubigen Cash (und gern auch uns) den Weg:

"And a small inner voice
Said: You do have a choice"

In "Like A Soldier" reflektiert Cash dankbar seinenbisherigen nicht immer geraden Weg und zeigt sich verwundert, noch amLeben zu sein:

"Like a soldier getting over the war
Like a young man getting over his crazy days
Like a bandit getting over his lawless ways
Every day is better than before
I`m like a soldier getting over the war".

Mit einer ganz ähnlichen Thematik befasst sich "DriveOn". Hier geht es um einen Vietnam-Heimkehrer, der sich nurmühsam zu Hause zurecht findet und kaum über das Erlebte, z.B. den Toddes Freundes sprechen kann:

"Drive on, don`t mean nothin`,
My children love me, but they don`t understand".

Auch alle Coversongs sind sorgfältig ausgewählt und passen excellent insSpektrum. "Why Me Lord" von Kris Kristofferson und"Oh, Bury Me Not" von Lomax/Lomax sind Gebete. Zu"Bird On A Wire" von L. Cohen muß man nichts mehr sagen,es geht um Freiheit, aber auch um Wiedergutmachung.

Skurril ist das letzte live vorgetragene Stück "The Man WhoCouldn`t Cry" von L. Wainwright III. Da gibt es einem Mann, demtrotz schwerster psychischer als auch physischer Schicksalschläge keineTränen kommen. Erst, als er nach einer Gefängnisentlassung Frieden undFreunde findet, kann er nicht mehr aufhören, zu weinen. Er trocknetdadurch aus, stirbt und sorgt vom Himmel aus mittels einer Sintflutdafür, dass all das ihn zugefügte Unrecht gerächt wird. Übrigens müssenauch die Kritiker für ihre Verrisse büßen. Gut, diese Zeilen stammennicht von Cash, aber zufällig ausgewählt sind sie wohl mitnichten.

Alles in allem ein feines Album, sicher noch stärker dem Countryverpflichtet als die nachfolgenden American-Produktionen, aber doch auchschon deutlich tiefer reflektierend als die Vorgänger.

Übrigens ist das Album auch in einer wertigen Metalkassette lieferbar,wordurch sich zum akustischen auch noch ein haptisches Vergnügenhinzugesellt.

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Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (8)

Johnny Cash - Unchained ("American II")

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Hier die 14 Titel von Unchained ("American II")

  1. Rowboat (Beck)
  2. Sea Of Heartbreak (P. Hampton / H. David)
  3. Rusty Cage (Chris Cornell)
  4. The One Rose Lenny McEntire)
  5. Country Boy (J. Cash)
  6. Memories Are Made Of This (F. Miller/R. Dehr/T. Gilkyson)
  7. Spiritual (Josh Haden)
  8. Kneeling Drunkard`s Plea (June, Helene and Anita Carter)
  9. Southern Accents (Tom Petty)
  10. Mean Eyed Cat ((J. Cash)
  11. Meet Me In Heaven (J. Cash)
  12. I Never Picked Cotton (Charles Williams/Bobby George)
  13. Unchained (Jude Johnstone)
  14. I`ve Been Everywhere (Geoff Mack)

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Für das zweite Album "Unchained" im Jahr 1996 engagierte CashBegleitmusiker von Tom Petty & The Heartbreakers, den Red Hot ChiliPeppers und Fleetwood Mac. Als Anspieltipps dieses Albums empfehlen wir Tom Pettys "Southern Accents", das herzerweichendgesungene "Spiritual", "Meet Me In Heaven" und"Unchained".

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Die Texte und Themen auf Unchained = "American II"

Auch bei diesem Album lohnt ein Blick auf die Texte.

"Rowboat" beschreibt das Leben als eine ArtRuderbootfahrt auf dem weiten wilden Ozean. Es geht um enttäuschteLiebe, um Zurückweisung und um den Wunsch, noch das rettende Ufer zuerreichen. Und mit dem Meer, speziell dem Tränenmeer, verlorener Liebeund dem nicht erreichbaren Hafen geht es gleich nahtlos weiter im zweiten Song "Sea of Heartbreak":

The lights in the harbour
Don`t shine for me.
I`m like a lost ship
Adrift on the sea.

"Rusty Cage" ist ein trotziges und eindringlichvorgetragenes Freiheitsbekenntnis. Nach 2 Balladen ("The OneRose", "Memories Are Made of This") und derUptempo-Rockerzählung "Country Boy" kommt mit"Spiritual" der erste Höhepunkt des Albums. Wir hören einergreifendes spirituelles Glaubensbekenntnis. Das Stück geht über Pop,Rock und Country bereits weit hinaus und weist auf die Thematik derfolgenden Alben. Der Blick ist auf den nahenden und unvermeidlichen Todgerichtet:

Jesus I don`t wanna die alone
My love wasn`t true, now all I have is you
Jeus oh Jesus I don`t wanna die alone.

Jesus if you hear my last breath
Don`t leave me here.
Left to die a lonely death.
I know I have sinned but Lord I`m suffering
Jesus oh Jesus If you hear my last breath.

Nach einer wohl autobiografisch gefärbten Country-Ballade von der"Ausrede des knieenden Trunkenboldes" ("KneelingDrunkard`s Plea") kommt mit Tom Pettys "SouthernAccents" unser zweiter Anspieltipp. Der immer noch kraftvollvorgetragene Song ist bei bereits eben vernehmbarem Zittern der Stimmeein einziges Bekenntnis zur eigenen Herkunft, zum eigenen Weg:

I got my own way of talkin`
But erery thing is done,
With a southern accent,
where I come from.

Später heißt es dann noch:

I`ve got my own way of workin´
I got my own way of prayin`
We have our own way of livin`

"Meet Me In Heaven", eine Cash-Komposition,beschäftigtsich mit der Frage, was nach dem Tode kommt, was hinter den Sternenliegt. Ein traumhaftes, leidenschaftlich gesungenes Stück, wohl an seineFrau June gerichtet:

We`ve seen the secret things revealed by God
And we heard what the angels had to say
Should you go first, or if I follow you
Will you meet me in heaven someday.

Nach "I Never Picked Cotton", einer Absage ankrankmachende Knechtschaft kommen wir mit "Unchained" zumwahrscheinlich ergreifendsten Stück des Albums. Der Song ist eintraumhaftes Gebet, eine Beichte und reuige Selbstanklage mit der Bitteum geistige Befreiung und Erlösung:

Oh, I am weak.
Oh, I know I am vain.
Take this weight from me,
Let my spirit be unchained.

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Wir wissen aus mit seinem Sohn John geführten Interviews, dass es Cashbei den Aufnahmen zu Unchained gesundheitlich bereits extrem schlechtging. Er mußte deshalb immer wieder Aufnahmepausen einlegen. Das wurdemöglich, weil zwischenzeitig die gegenüber seinem Wohnhaus befindlicheBlockhütte zum Studio ("Cash Cabin") umgebaut worden war. Sokonnte er ohne weite Anfahrt proben und aufnehmen, wenn es seineGesundheit zuließ. Zahlreiche Songs der "American-Reihe" wurdenhier aufgenommen. Übrigens wirkte sein Sohn John als Co-Produzent undzweiter Toningenieur mit.

"Unchained" (= "American II") ist rockiger als"American Recordings" (= "American I"), allein schondurch das hier eingesetzte Schlagzeug und den Beitrag der anderenelektrisch verstärkten Begleitmusiker. "Unchained" ist auchzugleich das letzte noch teilweise dem Country verpflichtete AlbumCashs, weist aber mit den von uns als Anspieltipps gekennzeichnetenSongs schon deutlich voraus auf die kommenden Produktionen.

Nach "Unchained" konnte Johnny Cash aus gesundheitlichen Gründenkeine öffentlichen Konzerte mehr geben. Ein gewaltiger Einschnitt füreinen Künstler, der zuvor pro Jahr an die 300 Auftritte hatte. Um somehr konzentrierte sich Cash seitdem auf seine Studioaufnahmen.

An der Bezeichnung der 6 Alben erkennt man klar, dass zunächst keineAufnahme-Serie geplant war. Das erste und zweite Album tragen noch nichtnumerierte Titel, erst das dritte Album wird als "American III:Solitary Man" bezeichnet und verweist nun auf die Reihe bzw.Reihenfolge.

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Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (9)

Johnny Cash - American III: Solitary Man

Hier die Titel von American III: Solitary Man

  1. I Won`t Back Down (Tom Petty & Jeff Lynne)
  2. Solitary Man (Neil Diamond)
  3. That Lucky Old Sun (Haven Gillespie & Beasley Smith)
  4. One (Adam Clayton u.a.)
  5. Nobody (Egbert Williams)
  6. I See A Darkness (Will Oldham)
  7. The Mercy Seat (Nick Cave & Mick Harwey)
  8. Would You Lay With Me (David Alan Coe)
  9. Field Of Diamonds (J. Cash & Jack W. Routh)
  10. Before My Time (J. Cash)
  11. Country Trash (J. Cash)
  12. Mary Of The Wild Moor (Dennis Turner)
  13. I`m Leavin´ Now (J. Cash)
  14. Wayfaring Stranger (Traditional, arranged by J. Cash & John Carter Cash)

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Auf dem im Oktober 2000 erschienen Album "American III: SolitaryMan" klingt Cashs sonst so sonorer Bariton erstmals durchgehendbrüchig. Das gesamte Album ist durchzogen von Wehmut. Man ahnt, dasshier jemand beginnt, Abschied zu nehmen. Die fragil wirkende Stimmeunterstreicht diesen Eindruck. Hier wird nichts übertüncht, technischgeschönt oder durch Background-Vocals gestützt. Nur in der Oper strahlendie Stimmen der Helden noch im Sterben.

Unsere Anspieltipps sind "I Won`t Be Back Down", "Solitary Man", "I See A Darkness” und "The Mercy Seat”.

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Die Texte und Themen auf "American III"

Wieder sind es neben der leidenschaftlich interpretierten Musik vorallem die selbst verfassten, nicht minder aber auch dienachinterpretierten Texte, die gefangen nehmen. Ganz sicher ist keinerder Coversongs allein der musikalischen Qualität wegen eingeschlossenworden, den Ausschlag dürfte in jedem Fall der Text besorgt haben.

Im zusammen mit Tom Petty aufgenommenen und von diesem auchgeschriebenen Opener "I Won’t Back Down" versichert unsCash, dass er sich künftig keinem mehr beugen werde, schon gar nichtseiner Krankheit. Man nimmt ihm das ab. Er will sich niemals wieder aufden Boden werfen lassen, sondern bis zum Schluss (notfalls bis zurHölle!) aufrecht stehend und nicht zuletzt auch aufrichtig bleiben:

Well I won`t back down, no I won`t back down
You can stand me up at the gates of hell
But I won`t back down.

Der "Solitary Man” hat die Liebe sterben sehen undbeschließt, vorerst allein zu bleiben:

Don`t know that I will
But until I can find me
A girl who`ll stay and won`t play games behind me
I`ll be what I am
A solitary man.

"The Lucky Old Sun” ist der Traum eines schwer arbeitendenMenschen vom süßen Luxus des "Nichts-Tun-Müssens”:

Up in the morning, out on a job,
Work like a devil for my pay.
But that lucky old sun got nothing` to do,
But roll around heaven all day.

"One”, den bekannten von Bono charismatisch gesungenen"U2”-Titel interpretiert Cash hier bewusst spröde, um den Textwirken zu lassen. Es geht um Verschmelzung, aber auch um den Schmerz imMiteinander bei nicht immer gegebener Deckungsgleichheit:

We`re one but we`re not the same
Well we hurt each other and we`re doin` it again
.

"Nobody” beschreibt die uns allen gut bekannte Erfahrung,dass immer genau dann keiner da ist, wenn es uns dreckig geht.

"I See A Darkness" erzählt von einem, der neben dem Lichtauch immer den dunklen Schatten sieht, wohl wissend, dass ihm seinGegenüber dorthin nicht folgen kann:

Many times we`ve shared our thoughts,
But did you ever, ever notice, the kind of thoughts I got?

In Nick Cave`s "The Mercy Seat" hören wir Gedanken undGefühle eines unschuldig zur Todesstrafe verurteilten "Dead ManWalking". Es läßt sich aber auch unschwer eine Assoziation zumLeiden und Tode Jesu Christi herstellen. Dieser Titel war nach Cashseigener Bekundung einer seiner Lieblingssongs. Den in der TodeszelleEinsitzenden und auf den elektrischen Stuhl Wartenden packt allmählichder Wahn. Schließlich kann er selbst nicht mehr unterscheiden zwischenWahrheit und Lüge:

A life for a life
And a truth for a thruth.
An eye for an eye
And a toothh for a tooth.
And anywax I told the truth
But I`m afraid I told a lie.

"Would you Lay With Me” fragt nach der unbedingtenBereitschaft zu Beistand und Nachfolge auch in Grenzsituationen, etwa imTodesfall:

Will you bath with me in the stream of life?
When the moon is full will you bath with me?
Will you still love me when I`m down and out?
In my time of trial, will you stand by me?

"Field of Diamonds” ist eine wunderschöne Ballade, entstandenbei der Betrachtung des überwätigenden nächtlichen Sternenhimmels. Sinddas Diamanten oder Engelstränen?

"Bevor My Time", eine Cash-Eigenkomposition, stellt seineigenes Werk, sein Leben, seine Gefühle in einen Gesamtzusammenhang.Unsere Gefühle sind zwar zweifelsfrei wahrhaftig, aber Millionen vonMenschen vor uns haben Gleiches empfunden:

There were songs before there was radio
Of love that stays and love that goes.
They were writing melancholy tunes
And tearful words that rhyme
Before my time.

Zum Ende des Albums singt Cash noch 2 Country-Traditionals "Mary OfThe Wild Moore" und "Wayfaring Stranger", von Sheryl Crowauf dem Akordion begleitet. Cash führt in seinen Anmerkungen aus, dieMelodien und Texte seien ihm während der gesamten Sessions nicht aus demKopf gegangen, er habe sie deshalb einfach bringen müssen. Textlichpassen die Stücke: In "Mary Of The Wild Moore" istschließlich die gesamte Familie tot, das Haus ist zur Ruine verkommen,aber die Menschen erzählen sich noch Jahre danach von der Tragödie.

"Wayfaring Stranger" beschäftigt sich mit dem Übergangvon der belastenden (uns als Fremde betrachtenden) irdischen in diehimmlische Welt:

I`m just a poor wayfaring stranger
While travelin` through the world below.
Yet there`s no sickness, no toll, nor danger
In thar bright land to which I go.

Seine Eigenkomposition "I`m leaving Now" singt Cash imDuett mit seinem langjährigen Freund Merle Haggard. Klar, es geht auchhier um Abschied:

If anybody asks where did I go
Tell`em I went where the wild goose goes
I wouldn`t have me an area code
Don`t have a number, don`t need a row.

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Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (10)

Johnny Cash - American IV: The Man Comes Around

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Hier die 15 Titel von American IV: The Man Comes Around

  1. The man Comes Around (J. Cash)
  2. Hurt (Trent Reznor)
  3. Give My Love To Rose (J. Cash)
  4. Bridge Over Troubled Water (Paul Simon)
  5. I Hung My Head (Sting)
  6. First Time Ever I Saw Your Face (Ewan MacColl)
  7. Personal Jesus (Marin L. Gore)
  8. In My Life (J. Lennon/P. McCartney)
  9. Sam Hall (aaranged by J. Cash)
  10. Danny Boy (arranged by J. Cash)
  11. Desperado (Glenn Frey/Don Henley)
  12. I`m So Lonesome I Could Cry (Hank Williams)
  13. Tear Stained Letter (J. Cash)
  14. Streets Of Laredo (arranged by J. Cash)
  15. We´ll Meet Again (Ross Parker/Hugh Charles)

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Dies ist das letzte zu Cashs Lebzeiten herausgegebene Album. Es war nocheinmal ein großer kommerzieller Erfolg und wurde - wie die 3 Vorgänger -mit dem Grammy ausgezeichnet. Ist die Stimme auch zerbrechlich, wirkendie Songs dennoch oder gerade deshalb überzeugend und strahlen trotz derweit fortgeschrittenen Erkrankung eine große Würde aus. Thematischbefassen sich die Texte mit Liebe, Sterben und dem festen Glauben an einWeiterleben nach dem Tode. Entsprechen heißt der letzte unter Mitwirkungder "Whole Cash Gang" aufgenommene Titel "We`ll MeetAgain".

Anspieltipps: der von Cash selbst stammende Titelsong "TheMan Comes Around", dann "Hurt" und unbedingt Stings "IHung My Head", aber auch "Personal Jesus" und "I'mSo Lonesome I Could Cry", ein Hank Williams-Klassiker, hier tiefbeeindruckend zusammen mit Nick Cave interpretiert.

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Die Texte und Themen auf "American IV: The Man Comes Around"

Auch auf diesem Album haben die Texte ganz offensichtlich denentscheidenden Einfluss auf die Auswahl ausgeübt.

Der von Cash stammende Titelsong "The Man Comes around"ist zugleich der Einstieg in das Album. Er beginnt und endet mitgesprochenen Zitaten aus der Offenbarungsgeschichte des Johannes, einerBotschaft Jesu Christi an 7 Gemeinden Kleinasiens. Der Text ist gespicktmit Bibelzitaten. Der "Man" ist natürlich Gottvater, der zumJüngsten Gericht erscheint. Alles ist bereits längst niedergeschriebenund damit vorbestimmt:

Whoever is unjust let him be unjust still.
Whoever is righteous let him be righteous still.
Whoever is filthy let him be filthy still.
Listen to the words long written down,
When the man comes around.

Cash hat 40 bis 50 weitere Verse für diesen Song geschrieben, bevor ersich endgültig entschied. Der Titel hat im ganz offenbar sehr am Herzengelegen. Auf "Unearthed" hören wir eine frühere Version.

Auch das nächste Stück "Hurt", geschrieben von "NineInch Nails" geht unter die Haut. So tiefsinnig kann nur einersingen, der auf ein bewegtes Leben zurückschaut und dadurchLebensweisheit errungen hat. Es geht um Schmerz, tiefe Verletzungen,Einsamkeit und um die Vergänglichkeit des Ruhms. Und es geht auch um denVerlust geliebter Menschen. Aber wenn alles noch einmal von vornbegänne, würde er dennoch nichts ändern:

If I could start again
A million miles away
I would keep myself
I would find a way

Nach der Country-Ballade "Give My Love To Rose" folgtPaul Simons "Bridge Over Troubled Water" in der reifenInterpretation eines Mannes, der 50 Jahre älter ist als Paul, als er dasLied seinerzeit schrieb. Wir kennen alle diese wunderbaren Zeilen:

When you`re weary, feeling small
When teats are in your eyes, I will dry them all;
When darkness comes
And pain is all around
Like a bridge over troubled water
I will lay me down.
Like a bridge over troubled water
I will ease your mind.

Dann kommt Stings "I Hung My Head", die Geschichte vondem Jungen, der aus Neugier mit der Waffe seines Bruders einen Menschenerschießt. Auf dem Weg zum Galgen hat er die Vision der Erlösung.

"First Time Ever I Saw Your Face", geschrieben für PeggySeeger, aber erst von Roberta Flack 1972 zum Welthit gemacht, ist einwunderschönes Liebeslied, hier von Cash tief inspiriert gesungen. Mandarf annehmen, dass er das Stück seiner verstorbenen Frau June widmet:

And the first time ever I lay with you
I felt your heart so close to mine.
And I know our joy would fill the earth,
And last till the end of time, my love.
The first time ever I saw your face.

"Personal Jesus" von M.L. Gore (Depeche Mode) wurde aufVorschlag Rick Rubins aufgenommen. Cash mochte das Stück zunächst nicht,hat es sich dann aber später ganz zu eigen gemacht.

Martin Gore hat berichtet, dass er zu diesem Song durch das Buch"Elvis and Me" von Priscilla Prersley inspiriert wurde. ZitatGore: "It's a song about being a Jesus for somebody else,someone to give you hope and care. It's about how Elvis was her manand her mentor and how often that happens in love relationships; howeverybody's heart is like a god in some way, and that's not avery balanced view of someone, is it?"

Your own, personal, Jesus
Someone to hear your prayers
Someone who cares.

Auch "In My Life", der bekannte Beatles-Titel handelt vonder Vergänglichkeit:

Though I know I`ll never lose affection
For people and things that went before
I know I`ll often stop and think about them
In my life I love you more.

"Desperado" von Glenn Frey/Don Henley (Eagles) ist einSong über den Willen zur Unabhängigkeit, aber auch über die dadurchbedingte Einsamkeit:

Don't your feet get cold in the winter time,
the sky won't snow and the sun won't shine.
It's hard to tell the nighttime from the day.
You better let somebody love you
Before it`s too late.

"I`m So Lonesome I Could Cry" von Hank Williams singtCash herzzerreissend im Duett mit Nick Cave:

The silence of a falling star,
Lights up a purple sky.
And as I wonder where you are,
I`m so lonesome I could cry.

Der Cash-Song "Tear Stained Letter", der tränenbefleckteBrief also geht an jemanden, der sich verabschiedet hat. Ob er oder siesich noch in dieser realen Welt befindet, darf bezweifelt werden.Deshalb bedarf der Brief auch einer "special delivery". DieHoffnung jedenfalls stirbt zuletzt:

I'm gonna write a tear stained letter,
I'm gonna tell you one more time.
That you still could reconsider,
And come back to bein' mine.
An' if you think about what I'm sayin',
It'd be hard to refuse.

Nach der tottraurigen Country-Ballade vom sterbenden, aber keinerleiMitleid erheischenden Cowboy "Streets Of Loredo" hebt"The whole Cash-Gang" zum Abschiedlied "We`ll MeetAgain" an. Der Familie war klar, dass Johnny unmittelbar vorseiner letzten Reise stand, als sie zusammen dieses Liedinterpretierten:

We'll meet again
Don't know where
Don't know when
But I know
We'll meet again
Some sunny day

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Tod von June Carter Cash und Johnny Cash

Am 15. Mai 2003 stirbt Johnny Cashs Ehefrau June Carter Cash im Altervon 73 Jahren. Das vielleicht berühmteste Paar des Country war 35 Jahrelang verheiratet. Bei Junes Beerdigung ist Cash bereits an den Rollstuhlgefesselt. In einem Interview zehn Tage nach ihrem Tod sagt Cash, ermüsse wieder ins Studio und weiterarbeiten: "Ich möchte Musik machenund arbeiten, so gut ich kann. Sie würde das wollen, und ich will esauch.

Und in der Tat sind auch nach Junes Tod noch zahlreiche Songs aus derAmerican-Serie entstanden, konnten aber erst posthum, also auf"American V" und "Amerivan VI" veröffentlicht werden.Denn viel Zeit war diesem schon längst zur Legende gewordenenamerikanischen Sänger und Songwriter nicht mehr verblieben. Johnny Cashverstarb am 12. September 2003 im Alter von 71 Jahren.

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Die Box "Unearthed"

Cover der 5-CD-Box "Unearthed"

Am 16. Dezember 2003, also etwa 3 Monate nach Johnny Cashs Tod kommteine limitierte 5-CD-Box mit dem Titel "Unearthed" in denHandel. Sie enthält mehr als 60 unveröffentlichte Songs aus den AmericanRecordings Sessions, unter anderem auch Neuinterpretationen vonKlassikern wie Cat Stevens’ "Father & Son" oder "Heartof Gold" von Neil Young. Zudem hören wir Duette mit Tom Petty unddem Alt-Rock'n'Roller Carl Perkins. Wir werden diese Box zumSchluss besprechen.

Nach unseren Recherchen ist das Teil ausverkauft. Sollten Sie die Boxnoch irgendwo antiquarisch finden, schlagen Sie zu!

zur 5-CD-Box "Unearthed"

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Als Johnny Cash am 12.9.2003 starb, hatte er bereits um die 50 weitereSongs für das geplante nächste Album American V aufgenommen. Das kannman den Linernotes der Box "Unearthed" entnehmen. Trotzdemkonnte sich niemand sicher sein, dass diese Einspielungen herauskommenwürden, gab es doch mit "Unearthed" bereits so etwas wie ein"Vermächtnis".

Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (12)

Johnny Cash - American V: A hundred Highways

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Hier die Titel von American V: A Hundred Highways

  1. Help Me (Larry Gatlin)
  2. God`s Gonna Cut You Down (Traditional)
  3. Like The 309 (Johnny Cash)
  4. If You Could Read My Mind (Gordon Lightfoot)
  5. Further On Up The Road (Bruce Springsteen)
  6. On The Evening Train (Hank Williams)
  7. I Came To Believe (Johnny Cash)
  8. Love`s Been Good To Me (Rod McKuen)
  9. A Legend In My Time (Don Gibson)
  10. Rose Of My Heart (Hugh Moffatt)
  11. Four Strong Winds (Ian Tyson)
  12. I`m Free From The Chain Gang Now (Lou Herscher and Saul Klein)

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Als am 4.7 2006, also fast 3 Jahre nach Cashs Tod bei Lost HighwayRecords mit "American V – A Hundred Highways" das fünfte Albumder American Recordings-Reihe erscheint, dürften manche Zeitgenossenungläubig geschaut haben. Es enthält Covers von bekannten Songs wiebeispielsweise Gordon Lightfoots "If You Could Read My Mind"oder Don Gibsons "A Legend in My Time", aber auch eigene Liederwie einen der letzten von Cash überhaupt geschriebenen Songs "Likethe 309". Das Album erreichte Platz 1 in den amerikanischen Charts.

Man mag sich spontan fragen, ob diese Songs gut genug sein können, umnoch nach Cashs Tod ein Album zu füllen. Warum waren sie nicht schonzuvor auf einem der 4 Vorgänger publiziert worden? Nun, die Frage läßtsich einfach beantworten: es waren schlicht neue, erst nach demErscheinen von "Amerivan IV" eingespielte Aufnahmen.

Und bereits der erste Titel "Help me" erstickt diese und weitereFragen im Kein. Für mich der beste Song der gesamten American-Serie ineiner Gänsehaut erzeugenden Interpretation mit tiefdunklerStreicher-Instrumentierung. Aus jedem der 12 emotionalen, tiefgründigenund ehrlichen Songs hört man heraus, dass Cash um sein Leben singt.

Viel braucht er auch diesmal nicht, nur seine Akustik-Gitarre, einPiano, vielleicht einige Streicherakkorde, diese tiefe brüchige Stimme -das erzeugt eine unglaublich charismatische Ausstrahlung. Unterstütztwird Cash wieder von renommierten Musikern wie Mike Campbell, BenmontTench, Matt Sweeney und anderen, die sich zurückhaltend einbringen.

Man kann vermuten, dass zumindest einige der Stücke zunächst nur alsnackte Vokalspuren vorlagen und dass sie erst nach Cashs Todinstrumentalisiert wurden. Wenn das so war, ist es glänzend gelungen.Kein Wunder, schließlich waren die "Begleitmusiker" aus denvorangegangenen Produktionen mit Cashs Vorstellungen bestens vertraut.

Etliche der Titel dürften in den Monaten zwischen dem Erscheinen vonAmerican IV und Cashs Tod entstanden sein, sollten also ein neues Album"American V" ergeben und sind somit alles andere als eine"Nachlese".

War es Pietät oder war es Kalkül, dieses Werk erst 3 Jahre nach CashsTod zu veröffentlichen? Jedenfalls entzieht es sich dadurch demleichtfertigen Vorwurf, den Tod dieser monumentalen amerikanischen Ikonenoch schnell nachträglich vermarkten zu wollen.

Auch für Rick Rubin ist diese CD der definitive Höhepunkt dergemeinsamen Zusammenarbeit. Hören wir sein Statement: "Dieses Albumist mein persönlicher Favorit aus der American-Serie. Es ist anders, alsdie anderen. Es hat einen anderen Charakter. Es könnte sogar das größteAlbum sein, das Johnny je aufgenommen hat."

Dem können wir uns vollinhaltlich anschließen.

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Texte und Themen auf American V

American Recording V beginnt mit "Help me", einemflehenden Gebet um Unterstützung und Hilfe auf dem letzten Wegstück, inder Erkenntnis, dass es ohne diesen Beistand "von oben" nichtgehen kann. Das vielleicht ergreifendste Stück der gesamten Serie:

I never thought I needed help before;
Thought that I could get by - by myself.
But now I know I just can't take it any more.
And with a humble heart, on bended knee,
I'm beggin' you please for help.

"God`s Gonna Cut You Down” ist eine Warnung an alle, dieglauben, für immer weglaufen oder sich ewig verstecken zu können. EineWarnung vor allem an Verleumder, Glücksspieler, Trittbrettfahrer. Gottoder das Schicksal - wie immer man das sehen will - wird sie eines Tageseinholen:

You can run on for a long time
Run on for a long time
Sooner or later God'll cut you down
Go tell that long tongue liar
Go and tell that midnight rider
Tell the rambler, the gambler, the back biter
Tell 'em that God's gonna cut 'em down.

"Like The 309” gilt als Cashs letzte Eigenkomposition. InVorahnung des nahenden Todes spielt er - um genug Atemluft bittend - mitder Assoziation seiner letzten Reise. Nach der Aufbahrung sollen sichseine Freunde mit einem letzten Blick davon überzeugen, dass es ihm nunendlich gut geht. Dann tritt er im Sarg die letzte Reise an, natürlichstilvoll mit der Eisenbahn. Statt der Glocken ertönt der Pfiff der LokNr. 309, statt der Orgel die Musik der Schienen und Räder:

It should be a while before I see Dr. Death
So it would sure be nice if I could get my breath
Well I'm not the crying nor the whining kind
'Till I hear the whistle of the 309
Take me to the depot, put me to bed
Blow an electric fan on my gnarly old head
Everybody take a look, see I'm doing fine
Then load my box on the 309

"If you could read my mind”, eine der schönsten GordonLightfoot-Kompositionen überhaupt, klingt so, als hätte der totgeweihteCash den Text selbst geschrieben. Warum nur hat man einander nichtverstanden, warum nur hat man nicht früher in die Seele des anderenschauen, in ihr lesen können. Jetzt ist die Chance vertan, denn wer zuspät kommt, den ….:

If you could read my mind, love,
What a tale my thoughts could tell.
Just like an old time movie,
'Bout a ghost from a wishing well.
In a castle dark or a fortress strong.
With chains upon my feet.
But stories always end,
And if you read between the lines,
You'll know that I'm just tryin' to understand
The feelin's that you lack.
I never thought I could feel this way
And I've got to say that I just don't get it.
I don't know where we went wrong,
But the feelin's gone
And I just can't get it back!

Auch "Further On Up The Road”, eine Springsteen-Komposition,beschäftigt sich mit den Fragen am Ende des Lebensweges, ohne siebeantworten zu können. Nach Durchschreiten der dunklen blut- undgoldgetränkten Wüste aber besteht immerhin die Hoffnung derAuferstehung, des sonnigen Erwachens. Vielleicht führt uns dann der Wegdoch weiter und wir sehen uns wieder:

Where the road is dark and the seed is sowed
Where the gun is co*cked and the bullet's cold
Where the miles are marked in the blood and gold
I'll meet you further on up the road
Now I been out in the desert, just doin' my time
Searchin' through the dust, lookin' for a sign
If there's a light up ahead, well brother I don't know
But I got this fever burnin' in my soul
One sunny mornin' we'll rise I know
And I'll meet you further on up the road

"The Evening Train” von Hank Williams dürfte durch Junes Todden Weg auf das neue Album gefunden haben. Johnnys Stimme klingt festund sonor, wir früher. Auf dem Bahnhof wird unter dem Gelächter derankommenden Fremden und unter den Tränen der betroffenen Familie derweiße Sarg mit der Mutter auf dem Gepäckwagen des Abendzuges verladen.Doch dann hören wir die Stimme der Heimgegangenen:

I heard the laughter at the depot
But my tears fell like the rain
When I saw them place that long white casket
In the baggage coach of the evening train.

As I turned to walk away from the depot
It seemed I heard her call my name
Take care of my baby and tell him darling
That I'm going home on the evening train.

I pray that God will give me courage
To carry on 'til we meet again
It's hard to know she's gone forever
They're carrying her home on the evening train.

"I Came To Believe” ist wieder eine Cash-Eigenkomposition.Man kann die Probleme dieses Lebens, dieser Welt nicht allein lösen. Undman kann sie nicht auf andere Menschen abwälzen. Das führt zum Verlustjeglicher Hoffnung. Aber vielleicht kann man sein Schicksal in die Händeeiner höheren Macht legen? Vielleicht hilft der Glaube weiter? Einaufmerksamer Leser dieser Zeilen hat uns mitgeteilt, dass Cash sich imText möglicherweise auf den "Zweiten Schritt" des12-Schritte-Programms der Anonymen Alkoholiker bezieht. Dort heißt esnämlich: "Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wirselbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann".Vergleichen Sie dazu den folgenden Textauszug aus "I Came ToBelieve":

I couldn't manage the problems I laid on myself
And it just made it worse when I laid them on somebody else
So I finally surrendered it all brought down in despair
I cried out for help and I felt a warm comforter there.

And I came to believe in a power much higher than I
I came to believe that I needed help to get by
In childlike faith I gave in and gave him a try
And I came to believe in a power much higher than I.

Nothing worked out when I handled it all on my own
And each time I failed it made me feel twice as alone
Then I cried, "Lord there must be a sure and easier way
For it just cannot be that a man should lose hope every day."
Yes, I came to believe in a power much higher than I.

"Love`s Been Good To Me” ist der Rückblick eines heimatlosenWanderers. Der aber beklagt sich nicht, traf er doch unterwegs immerwieder auf die Liebe, die Donner und dunkle Wolken hinweglachte, denRegen fortküsste und den Schnee mit ihren Tränen schmelzen ließ:

I have been a rover
I have walked alone
Hiked a hundred highways
Never found a home
Still in all I'm happy
The reason is, you see
Once in a while along the way
Love's been good to me.

There was a girl in Denver
Before the summer storm
Oh, her eyes were tender
Oh, her arms were warm
And she could smile away the thunder
Kiss away the rain
Even though she's gone away
You won't hear me complain
And she could laugh away the dark clouds
Cry away the snow
It seems like only yesterday
As down the road I go.

"A Legend In My Time” ist ein weiteres trauriges Stück. Esgibt halt keine Anerkennung für Herzensleid, Tränen, vergebliche Liebeund Einsamkeit:

They don't give awards, and there's no praise or fame
For hearts that are broken, for love that's in vain.

If loneliness meant world acclaim,
Everyone would know my name,
I'd be a legend in my time.

"Rose Of My Heart” ist eine dankbare und rührendeLiebeserklärung:

You are the rose of my heart,
You are the love of my life.
A flower not fading nor falling apart,
If you're cold, let my love make you warm.
Rose of my heart.

"Four Strong Winds” ist ein schmerzhaftes Abschiedslied. Sowie die Stürme dieser Erde und die Wellen der Meere nicht aufzuhaltensind, so brechen manchmal auch Beziehungen. Doch eine Hoffnung bleibt:

Four strong winds that blow lonely, seven seas that run high,
All these things that won't change, come what may.
Well our good times are all gone, and I'm bound for moving on.
I'll look for you if I'm ever back this way.

"I'm Free From The Chain Gang Now" ist dieerleichterte Rückschau eines entlassenen Strafgefangenen, der noch dazuunschuldig einsaß. Ich glaube aber, das Cash mit dem Gefängnis Teileseines Leben assoziierte und mit der Freilassung seinen herankommendenTod meinte:

I got rid of the shackles that bound me,
and the guards that were always around me.
There were tears on the mail
mother wrote me in jail,
But I'm free from the chain gang now.
All the years I was known and respected,
'til one day I was wrongly suspected.
I was shackled in chains in a cold freezin' rain
but I'm free from the chain gang now.

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Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (13)

Johnny Cash - American VI: Ain`t no grave

Hier die 10 Titel auf American VI: Ain`t No Grave

  1. Ain`t No Grave (Traditional)
  2. Redemption Day (Sheryl Crow)
  3. For The Good Times (Kris Kristofferson)
  4. Corinthians 15:55 (Johnny Cash)
  5. Can`t Help But Wonder Where I`m Bound (Tom Paxton)
  6. Satisfied Mind (J.H. Hayes and Jack Rhodes)
  7. I Don`t Hurt Anymore (Don Robertson and Jack Rollins)
  8. Cool Water (Bob Nolan)
  9. Last Night I Had The Strangest Dream (Ed McCurdy)
  10. Aloha Oe (Queen Lilli`uokalani)

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Am 26. Februar 2010 wäre Johnny Cash 78 Jahre alt geworden. Zu diesemDatum erscheint für uns überraschend mit "American VI - Ain`t NoGrave"ein weiteres Album aus der Serie. Produziert wurde esnatürlich wiederum von Rick Rubin.

Die Songs entstammen der Zeit von 2002 bis zu Cashs Tod im September2003. Überschattet wurden die Sessions vom Tod seiner Frau June CarterCash im Mai 2003. Johnny Cash sagte zu dieser Zeit, allein dieseAufnahmen würden ihn am Leben halten.

Enthalten sind Coverversionen u.a. von Sheryl Crow und KrisKristofferson, aber auch einer der letzten Songs, den Cash selbstschrieb: "I Corinthians: 15:55" mit einem Text aus demKorinther-Brief.

Anspieltipp ist gleich der Opener "Ain`t No Grave". ImHintergrund hört man die Schaufel des Totengräbers, aber Cash versichertuns, dass ihn selbst sein eigenes Grab niemals verstummen lassen wird.Und hat er nicht Recht behalten?! 7 Jahre nach seinem Tod ist er wiederpräsent und wird das auch für künftige Generationen bleiben.

Hier eine Zeile aus dem Titelsong, die das unterstreicht: "Meet mein the middle of the air / And if these wings don't fail me / I willmeet you anywhere".

Das Album schließt mit dem nun doch wohl endgültig allerletztes Stück,das wir jemals als Neuinterpretation von Cash hören werden. Es ist"Aloha Oe" mit den überlieferten Versen der letztenHawai-Königin Queen Lilli`uokalani: "One fond embrace / A ho'a' au / Until we meet again."

Ein bischen kitschig dieser Abschied? Nicht unbedingt, imGesamtzusammenhang eher elegisch-stimmig und wunderschön.

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Texte und Themen auf American VI

American VI beginnt mit "Ain`t No Grave", einer ArtWillens-, oder bsser Glaubensbekenntnis. Wir werden uns allewiedersehen und wiederhören. Auch der bevorstehende Tod und das Grabwerden jemanden wie Johnny Cash nicht zum Schweigen bringen. Und: Ist esnicht genau so eingetreten?

When I hear that trumpet sound
I'm gonna rise right out of the ground
Ain't no grave
Can hold my body down.

Well, look way down the river
And what do you think I see
I see a band of angels
And they're coming after me
Ain't no grave
Can hold my body down.

Sheryl Crow`s "Redemption Day” führt diesen Gedanken weiter.Der Tag der Wahrheit wird kommen, ist das Leben auch ungerecht undweitgehend von wirtschaftlichen Interessen und Machtgelüsten bestimmt.Wir Menschen werden uns damit nicht abfinden und nach dem Tag derErlösung streben:

Fire rages in the streets
And swallows everything it meets
It's just an image often seen
On television
Come leaders, come you men of great
Let us hear you pontificate
Your many virtues laid to waste
And we aren't listening

There is a train that's heading straight
To heaven's gate, to heaven's gate
And on the way, child and man,
And woman wait, watch and wait
For redemption day.

Der Kris Kristofferson-Song "For The Good Times” beschäftigtsich mit dem Abschiednehmen. Doch auch, wenn morgen alles vorbei seinwird, lass uns froh und dankbar sein über das, was wir gemeinsam erlebendurften und heute noch erleben dürfen:

Don't look so sad, I know it's over.
But life goes on, and this old world will keep on turning.
Let's just be glad we had some time to spend together.
There's no need to watch the bridges that we're burning.

Lay your head upon my pillow.
Hold your warm and tender body close to mine.
Hear the whisper of the raindrops,
Blowin' soft against the window,
And make believe you love me one more time,
For the good times.

Mit "I Corinthians 15:55”, einer Cash-Eigenkompostion, hörenwir Gedanken aus dem Korintherbrief. Dort werden verschiedenegrundlegende Themen dargestellt, neben Konflikten zur Lebenszeitinsbesondere auch Gedanken zum Leben nach dem Tode. Diese Transition istletztlich ein Triumph über den Tod. Insofern hilft uns der Tod sogar, erist nur ein Diener und schließt uns in dieser Funktion die letzte Pforteauf. Er hat keine Waffen mehr und braucht diese auch nicht, denn dasWeiterleben kann er ohnehin nicht verhindern. Es geht schon lange nichtmehr um Siegen oder Verlieren.

O Death, where is thy sting?
O Grave, where is they victory?
O Life, you are a shining path.
And hope springs eternal, just over the rise,
When I see my redeemer beckoning me.

"Can`t Help But Wonder Where I`m Bound” stellt sich dieFrage, warum es uns gerade hierher [auf die Erde] verschlug und was esmit unserer Lebenswanderung auf sich hat. Sollten wir hier aber heimischwerden, wäre es klug, weitere Nachfragen, weiteres Suchen einzustellen:

It's a long and dusty road, It's a hot and a heavy load
and the folks I meet ain't always kind
Some are bad and some are good.
Some have done the best they could,
Some have tried to ease my troubled mind.

And I can't help but wonder
Where I'm bound, where I'm bound
Can't help but wonder where I'm bound.

"A Satisfied Mind" beschäftigt sich mit dem alten Thema,dass Geld allein nicht glücklich und zufrieden macht. Es gibt Dinge, diekann man nicht kaufen und es gibt viele sehr unglückliche reicheMenschen:

Money can't buy back
Your youth when you're old
Or a friend when you're lonely
Or a love that's grown cold.

The wealthiest person
Is a pauper at times
Compared to the man
With a satisfied mind.

"I Don't Hurt Anymore" von Hank Snow tröstet uns übereinen schmerzhaften Verlust hinweg. Auch wenn man sich zunächst den Todwünscht - das Leben geht eben doch immer weiter und irgendwann schmerztdas Geschehene nicht mehr:

No use to deny I wanted to die
The day you said we were through
But now that I find you're out of my mind
I can't believe that it's true
I've forgotten somehow
That I cared so before
And it's wonderful now
I don't hurt anymore

"Cool Water” wurde bereits von Vaughn Monroe, The Sons of thePioneers, Joni Mitchell, Bob Dylan, Hank Williams, Fleetwood Mac undanderen gecoverd. "Cool water" und "that big green tree”stehen in diesem Song als Metaphern für Erlösung. Gleicht unser allerAlltag doch oft einer verbrannten Wüste. Der und dem Teufel können wirnur entfliehen, wenn wir uns nicht einlullen lassen:

All day I've faced a barren waste
Without the taste of water, cool water
Old Dan and I with throats burnt dry
And souls that cry for water
Cool, clear, water.

Keep a-movin, Dan, don'tcha listen to him, Dan
He's a devil, not a man
And he spreads the burning sand with water
Dan, can ya see that big, green tree?
Where the water's runnin' free
And it's waitin' there for me and you?
It's water, cool, clear water.

Auch von "Last Night I Had The Strangest Dream" gibt eszahlreiche Coverversionen. Nicht zuletzt auch eine sehr schöne deutscheFassung von Hannes Wader. Friede auf Erden, eine Vision? Der Song dürftenicht zufällig als Vorletzter der gesamten Serie erscheinen:

Last night I had the strangest dream I've ever known before
I dreamed that all the world agreed to put an end to war
I dreamed I saw a mighty room, the room was filled with men
And the papers they were signing said they'd never fight again.

And when the papers were all signed, and a million copies made
They all shook hands and bowed their heads and grateful prayers wereprayed
And the people in the streets below were dancing round and round
While swords and guns and uniforms lay scattered on the ground.

Nach der vorausgegangenen Vision jetzt das endgültige "Aufwiedersehen!". Mit "Aloha Oe” umarmt uns Johnny Cash einletztes Mal, mindestens aber, bis wir uns dermal einst wiedersehen. Undim Kontext nach 6 Alben mit bedeutungsgeladenen Texten wirkt dieserAbschiedssong durchaus nicht sentimental oder kitschig:

Aloha oe, aloha oe,
E ke onaona noho i ka lipo
One fond embrace, a hoi ae au,
Until we meet again.

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A Tribute to Johnny Cash

Im Schauspielhaus Bochum läuft seit Jahren, genauer gesagt seit 2008eine Hommage an Johnny Cash. Im Stile einer Revue erzählen zwischen denSongs abwechselnd der junge und der alte Cash von den Stationen desSängers. June Carter ist natürlich auch mit auf der Bühne und zudem einefeine Band.

Diese Revue ist so erfolgreich, dass jetzt im Frühling 2016 die 100.Aufführung stattfinden wird. Und jede bisher war ausverkauft.

Die Schauspieler und Musiker agieren derart locker, dass sich dieZuschauer schnell von der guten Laune anstecken lassen und auf offenerSzene applaudieren. Die Kulisse ist herrlich sparsam gewählt - und wirddurch den drogenkranken Cash noch zusätzlich skelletiert.

Im Vordergrund der Revue stehen natürlich die berühmten Lieder, die wiralle mitsingen könnten. Aber auch eine Menge Jokes, teils auch alsDialog zwischen den Zuschauern und Darstellern. Denn einige Zuschauersind nicht zum ersten Mal dabei.

Vielleicht haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann sollten Sie sich baldnach Karten umsehen. Denn das Schauspielhaus Bochum erhält einen neuenIndendanten, und ob der die Revue im Programm belassen wird, ist unklar.Schon einmal wurde das Spektakel durch eine neue Intendanz aus demSpielplan genommen. Aber dank des Protestes der Cash-Fans wurde dieRevue letztlich wieder angesetzt.

Hier erhalten Sie einen kleinen Einblick in die Revue

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Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (14)

aus dem Begleitbuch zu "Unearthed", Billboard Ad

Ungeheuer, was da aus der nur 10-jährigen Zusammenarbeit zwischen demMann in Schwarz und dem Mann mit dem Bart hervorgegangen ist.Unvorstellbar, was uns fehlen würde, hätte es diese künstlerischePartnerschaft nicht gegeben.

Insofern können wir dem Nashville-Establishment nur dankbar sein, dasses Johnny Cash fallen ließ, weil er keine "Zuckerguss-Musik"machen wollte. Johnny hat das wohl auch so gesehen und hat sich nach demGewinn des Grammy für "American Recordings" bei seinen früherenLabels mit einer ganzseitigen Zeitungsanzeige für deren"Support" bedankt. Wir erinnern uns, es war die Anzeige mit demberühmten Schnappschuss aus den Folsom-Prison-Sessions, die mit demausgestreckten Mittelfinger.

Die Kritik hat den von Rick Rubin produzierten Cash als "agelesscool" bezeichnet, ein Adjektiv, auf das Johnny besonders stolz war.Und Rosanne Cash hat Rick Rubin in Bezug auf ihren Vater als"guardian angel" bezeichnet. Was soll man dem noch hinzufügen.

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zur 5-CD-Box "Unearthed"

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Bildnachweis dieser Seite:

Sie sehen zu Beginn des Artikels und jeweils vor der Besprechung dereinzelnen CDs die Cover der 6 "American"-Platten und das Coverder 5-CD-Box "Unearthed"

Zudem 1 Foto von Billboard Ad aus dem Begleitbuch zu"Unearthed".

Die 6 American-Originalalben - Dr. Helmut Puschmann (2024)

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Name: Terence Hammes MD

Birthday: 1992-04-11

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Hobby: Jogging, Motor sports, Nordic skating, Jigsaw puzzles, Bird watching, Nordic skating, Sculpting

Introduction: My name is Terence Hammes MD, I am a inexpensive, energetic, jolly, faithful, cheerful, proud, rich person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.